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Kimono des Wandels

Ein Kleidungsstück, das man nicht anziehen kann? Genäht aus alten Fotos?

Alles begann mit einer Unmenge an alten Fotos von den berühmten Beelitz-Heilstätten in der Nähe von Berlin, die eigentlich vernichtet werden sollten. Die Bilder sind 15 bis 20 Jahre alt und zeigen den Ort in verschiedenen Zuständen des Verfalls.

Diese Fotos begeisterten mich und ich wusste, dass ich etwas mit ihnen erstellen wollte. Dieser Ort war mir sehr ans Herz gewachsen während ich eines meiner letzten großen Werke erstellt habe, das die gesamte Geschichte der Beelitz-Heilstätten künstlerisch darstellt (hier Fotos und Informationen zu dem Werk).

Bei einem meiner vielen fehlgeschlagenen Arbeitsversuche mit den Fotos kam in mir das Bild von einem “Mantel des Vergessens” auf, der sich über den Ort gesenkt hatte, nachdem das russische Militär aus den ehemaligen Sanatoriumsgebäuden abgezogen war. Dieses blieb mir im Kopf und so mir kam die Idee, dies tatsächlich umzusetzen. Aber ich wollte nicht irgendeinen “Mantel” erschaffen – es sollte ein japanischer Kimono sein!

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Aber wieso ein Kimono?

Einerseits habe ich durch mein jahrelanges Leben in Japan eine sehr enge Beziehung zu diesem besonderen, wunderschönen Land. Aber noch vielmehr verstehe ich den Kimono hier als Symbol für den japanischen Buddhismus. Und ein Kern-Gedanke des Buddhismus ist der, dass sich alles jederzeit im Wandel befindet.

An diesem Ort, den Beelitz-Heilstätten, kann man den Wandel hautnah nachvollziehen: ein großartiges Sanatorium, zur damaligen Zeit das vermutlich modernste weltweit, das seine Funktion verliert. Danach wird das russische Militär dort stationiert, jahrelang. Nach dem Abzug aufgrund von tiefgreifenden politischen Veränderungen senkt sich, wie gesagt, der Mantel des Vergessens über alles und die Gebäude verfallen nach und nach. Allein durch seine Größe, aber vor allem durch die Schönheit der Gebäude, werden die Beelitz-Heilstätten in ihrem Verfall zu einem der weltweit berühmtesten “Lost Place”. Heutzutage wird der Ort wieder aufgeweckt und erhält neues Leben.

Das alles beinhaltet mein “Kimono des Wandels”.

Dafür habe ich die alten Fotos zu Sechsecken zusammengenäht. Die Form des Sechsecks habe ich gewählt, weil sie die Form der berühmten Fußbodenfliesen aufgreift. Hier ein paar Blicke auf meinen Schreibtisch:

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Die Sechsecken habe ich nicht direkt aneinander genäht sondern zunächst an feines, durchsichtiges Material:

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Auf diese Weise erhält der Kimono ein ganz leichtes, lichtdurchflutetes, fast ätherisch anmutendes Wesen.

Hier ein Foto, auf dem diese feinen Zwischenstücke gut erkennbar sind. Und dadurch, dass ich bei der Arbeit fotografiert wurde, bekommt man einen guten Eindruck von der Größe: 

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In den Räumlichkeiten des Historischen Badesaals entfaltet der Kimono seine ganze Pracht und seine wunderbare Ausstrahlung. Ich bin so glücklich mit dieser Arbeit, die alle Phasen des Ortes zeigt: Durch die alten Fotos vom Verfall der Beelitz-Heilstätten ist die Vergangenheit sichtbar, durch das Nähen und das Schaffen etwas ganz Neuem mit diesem Material wird auch das Neue des Ortes fast greifbar, also die Zukunft. Und durch sein Sein im Hier und Jetzt, dadurch, dass er da ist und anschaut werden kann, bin ich in der Gegenwart.

Also: ein echter “Kimono des Wandels”.

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